Hallo
Glaubensgemeinschaften wie die Zeugen Jehovas glauben an ihre Auslegungen der Bibel. Wer Zeugen Jehovas-Anhänger fragt, ob sie glauben, wird als Antwort hören: "Ja, wir glauben". Im gleichen Atemzug sagt die Zeugen Jehovas, wie praktisch jede andere Glaubensgemeinschaft das auch von sich behauptet, dass sie die einzige Wahrheit besitzen.
Einerseits sagt die Zeugen Jehovas also, dass sie das Wissen über die Wahrheit besitze. Im gleichen Zug aber bestätigt sie, sie sei eine Glaubensgemeinschaft, und sie glaube an Jehova und seine in der Bibel niedergeschriebenen Worte.
Hier kommt eine grosse Diskrepanz zum Vorschein. Wenn die Zeugen Jehovas tatsächlich das Wissen über die Wahrheit hätten, dann würden sie nämlich nicht von Glaube sprechen. Sie würden nicht sagen, sie glauben, sondern sie würden sagen: "Wir wissen!".
Durch die Diskrepanz, die hier bei der Wortwahl zum Vorschein kommt, belügen sich die Glaubensbrüder und -Schwestern selbst und zeigen damit geradlinig auf, dass sie sich ihre gelobte "Wahrheit" nicht selbst beweisen können.
Glaube hat viel mit Hoffnung zu tun. Ein finanzieller Gläubiger hofft, dass er das Geld wieder bekommt. Ein religiöser Gläubiger hofft, dass sein Glaube der Wahrheit entspricht, und, dass er dadurch gerettet wird, weil er an die einzige "Wahrheit" glaubt.
Als Schein-Beweismittel geben die Glaubensgemeinschaften die Erde selbst an, das Universum, die Menschheit und die Natur überhaupt. Sie lassen aber ausser Acht, dass entgegengesetzte, konkurrierende Religionen in der Lage zu sein scheinen, mit denselben Argumenten genau das Gegenteil beweisen zu können.
Sie lassen die wissenschaftlich erwiesene Evolutionstheorie gezielt ausser Acht und haken diese als unkorrekt ab. Wer sie um andere Beweise bittet, hört, dass man die Bibel lesen müsse, darin fänden sich die Beweise. Andere Religionsgemeinschaften, die ebenfalls auf der selben Bibel basieren, können die Bibel aber wiederum komplett anders interpretieren und auslegen. Davon lässt sich ableiten, ohne das Buch gelesen zu haben, dass die darin enthaltenen Antworten nicht absolut sein können, sondern die "Beweise" relativ zu einer bestehenden Glaubensbasis sein müssen, oder anders ausgedrückt, in Relation zu bestimmten Zielen stehen. Wer ein jedwegiges Ziel verfolgt, der kann das selbige mit der Bibel rechtfertigen und untermauern. Ob Gut oder Böse.
Wer die Bibel aber als Beweismittel heranführt, der missachtet, dass sich damit nahezu alles zu beweisen scheinen lässt - es braucht nur jemand passende Bibelstellen herauszusuchen und zu zitieren. Mit anderen Bibelstellen jedoch kann ein Gegner wiederum das Gegenteil dessen "beweisen", wenn der andere zuvor mit seinen Bibelstellen das Seine "bewiesen" hat. Alles, was mittels der Bibel bewiesen wird, lässt sich mit dem gleichen Buch auch wieder wiederlegen.
Meine Frage an euch: Ist das nicht alles Kinderkram? Wie alt sind wir eigentlich?
Gruss,
Justin